Chronik
Es ist von je her des Menschen Wille, ein Stück Land zu besitzen und zu bewirtschaften.
Daher ist es nicht verwunderlich, dass durch die Industrialisierung schwer arbeitende Menschen
in Wanheim einen Ausgleich nach getaner Arbeit suchten.
Auch die Selbstversorgung mit Gemüse, Obst, Kleintieren und deren Produkte spielte eine große Rolle.
Daraus ergab sich, dass sich einige Männer die zuvor Grabeland auf dem Gelände der heutigen Straßen „Am Tollberg” und „Ehinger Straße” bearbeiteten, später einen Kleingärtner-Verein gründeten.
Die Straße „Am Tollberg” hieß zur Zeit der Vereinsgründung noch „Friemersheimer Straße”, während die heutige „Ehinger Straße” zu dieser Zeit eher einem Feldweg entlang des Bahngleises glich.
Infolge der Bebauung musste das Grabeland aufgegeben werden.
Dafür wurde auf einem 22.500 m² großen Gelände zwischen den Straßen „Beim Knevelshof” (vormals Knevelspfädchen) und „Molbergstraße”(vormals Friemersheimer Straße) neues Land ausgewiesen.
Am 31.Oktober 1936 entschlossen sich Heinrich Duesberg, Bernhard Neumark, Karl Allbrod, Willi Glimm, Emil Bock, Josef Wiczynski und Franz Haak den Verein, der am 28. Dezember 1936 unter der Nummer 364 mit dem Namen „Kleingartenverein Wahnheim” im Reichsbund der Kleingärtner und Kleinsiedler Deutschlands e.V. in das Vereinsregister eingetragen wurde, zu gründen.
Zum 1. Vorsitzenden wurde Heinrich Duesberg gewählt.
Am 11. Februar 1947 erhielt der Verein den Namen, den er bis heute führt.
Nachdem 1938 die zugewiesene Fläche erweitert wurde, vergrößerte sich auch der Verein sehr schnell. Waren es 1939 nur 36 Gärten, wurden 1941 bereits 56 und 1943 65 gezählt. Heute zählt man in der Anlage 87 Gärten auf einer Gesamtfläche von 38 500 m².
Durch Kriegseinwirkung folgte bis 1945 eine schlimme Zeit.
Ein Rückblick auf die Kriegsjahre, von denen auch die Kleingärtner nicht verschont blieben, ist uns nicht möglich, da hierüber keine Unterlagen aufbewahrt wurden.
Ein Vereinsleben gab es nicht mehr. Die Männer und Söhne standen im Kriegsdienst. Die Frauen bewirtschafteten die Gärten und waren froh, durch Selbstversorgung mit Kartoffeln, Gemüse und Obst über die Runden zu kommen.
Nachkriegszeit:
Nach den Schreckensjahren folgte die „Nachkriegszeit”. Auch die war zunächst nicht rosig. Die Versorgungslage war schlecht, zu kaufen gab es für Geld kaum etwas. So war es nicht verwunderlich, dass manches Erbstück auf dem Schwarzmarkt landete. Durch die Bewirtschaftung des Kleingartens konnten zumindest Engpässe in der Lebensmittelversorgung überwunden werden, denn außer für den Anbau von Gemüse und Obst musste der Garten auch für die Haltung von Kleintieren, Schafen und sogar Schweinen herhalten, auch wenn dies verboten war.
Langsam kehrte auch wieder Leben in den Verein zurück.
In der Geschichte wird von Diebstählen berichtet, die selbst von der, in den Erntemonaten eingesetzten Tageswache (Gartenfreunde Hückels und Krupp), nicht verhindert werden konnten.
Für ihre Dienste erhielten die Männer monatlich 50,00 RM, die auf die Kleingärtner umgelegt wurden.
Neben der Wache erledigten die beiden auch die immer wieder erforderlichen Baumspritzungen.
Hierfür musste jedes Mitglied 0,10 RM pro Baum und Strauch aufbringen.
Der jeweilige Heckenschnitt wurde von einem anderen Gartenfreund, der dafür ebenfalls entlohnt wurde, erledigt.
Die vorhandenen Bäume wurden von einem Berufsgärtner, natürlich auch gegen Bezahlung, beschnitten.
Nach der Währungsreform traten, wie allgemein, auch im Vereinsleben wieder geregelte Verhältnisse ein.
Man dachte sogar wieder an Frohsinn und Geselligkeit. Im Jahre 1952 wurde erstmals ein Sommerfest auf dem Gelände des Sportvereins Wanheim bei Kaffee und Kuchen, Kartoffelsalat mit Wurst und bei Bier und „geistigen” Getränken gefeiert.
Diese Fest war wohl der Urtyp unseres „Gurkenfestes”. Der wohl erfolgreiche Verlauf ermutigte die Mitglieder im Jahr 1954 ein größeres Gartenfest mit einem Festzelt und einer Kirmes auf dem Gelände neben der kath. Kirche zu veranstalten.
Der Mietpreis ging an die Pfarrei, deren damaliger Pastor Ehrenmitglied in unserem Verein war. Der Name des Festes war bis zum Jahre 1965 „Sommerfest”, danach wurde es in „Gurkenfest” umbenannt. Für den Duisburger Süden wurde dieses „Gurkenfest” zur Institution.
Wer erinnert sich nicht gerne an die glanzvollen Feste, deren Höhepunkt die Klompenbälle am Montag der viertägigen Veranstaltung mit der Krönung des neuen
Klompenpaares waren.
Heute ist es nur schwer vorstellbar, mit welchem Engagement die Mitglieder diese Feste zu einem Erlebnis machten. Bunte Fähnchen flatterten in jedem Garten und abends leuchtete die Anlage wie ein Lichtermeer. Die Gartenfeste, abgehalten in großen Zelten fanden ihr Ende im Jahre 1984.
Sie wurden danach im kleineren Rahmen innerhalb der alten Gartenanlage und seit 1988 werden sie im Vereinshaus und der Freifläche davor abgehalten.
Im Jahre 1959 wurde die Kleingartenanlage an das Stromnetz der Stadtwerke angeschlossen. Jeder Garten erhielt einen Stromanschluss mit eigenem Zähler. Die mittlerweile veralteten Wasserrohre wurden durch eine Ringleitung ersetzt. Auf dem Gelände wurden eine Werkstatt mit Unterstellmöglichkeiten und durch Einsatz des damaligen 1. Vorsitzenden, Heinrich Seemann ein Kinderspielplatz eingerichtet und ausgestattet.
Heute:
Auf dem zuvor erwähnten Sportplatzgelände wurden weitere 24 Parzellen eingerichtet, die im Jahre 1984 an die neuen Kleingärtner übergeben wurden. Die Baulichkeiten auf diesem Gelände, ehemalige Umkleideräume für die Ballsportler und Turner wurden von uns übernommen.
Aus dem Haus der Turner wurde unser Vereinshaus 1, es wurde 1988 eingeweiht und mittlerweile zu einem Schmuckstück ausgebaut. In Eigenarbeit wurde ein neuer Boden, eine Küche und eine Gasheizung eingebaut.
Mittlerweile haben wir aus dem Haus für die Ballsportler das Vereinshaus 2 gemacht, in dem 1995 Richtfest gefeiert wurde.
In fast rekordverdächtiger Zeit wurde auch hier, nur in Eigenleistung, ein Domizil für die Vereinsmitglieder errichtet, das zu den schönsten im Duisburger Süden gezählt werden darf. In den letzten Jahren wurden die Hauptwege in der „alten” Anlage komplett erneuert und mit Verbundpflaster gepflastert.
Nun ist es auch in den „feuchten” Jahreszeiten kein Problem mehr trockenen Fußes in die einzelnen Gärten zu gelangen. Außerdem ist geplant, die gesamte Anlage mit neuen Laternen zu versehen. Diese sollen über Bewegungsmelder betrieben werden.
2012 mussten die Pächter*innen nochmals um ihre Gärten zittern.
In den entnommen Bodenproben wurden zahlreiche Schadstoffe, wie Blei, Cadmium, Arsen etc. in sehr hohem Masse vorgefunden. Es wurden bereits Szenarien einer kompletten Aufgabe der Anlage besprochen.
In zahlreichen Besprechungen zwischen der Eigentümerdienststelle der Stadt Duisburg (H.Schäfer), dem Verband der Duisburger Kleingartenvereine e.V. (T. Diker) und dem amtierenden Vorstand (H. Schürmann, S. Pellicane, J. Wagner und W. Mierwald) konnte die Aufgabe und ein möglicher Umzug nach Asterlagen abgewendet werden.
Dennoch mussten die Pächter*innen viele ihrer "geliebten" Anpflanzungen entfernen bzw. vorübergehend in Pflanzgefäße zwischen lagern. die gesamte Anlage musste in einen vertragsgemäßen Zustand versetzt werden, denn erst dann konnten die Sanierungsmaßnahmen beginnen.
Da bei den Bodenproben unterschiedliche Konzentrationen der Schadstoffe vorgefunden wurden, gab es auch zwei unterschiedliche Sanierungsarten in der Anlage.
22 Gärten erhielten lediglich drei Hochbeete während die restlichen 65 Gärten "voll"-saniert werden mussten. In den betroffenen Parzellen wurde der kontaminierte Boden mit einem Stahlrahmen aufgekantet, eine "Geo-Gitter" wurde innerhalb dieser Aufkantung aufgebracht und mit 20 Zentimeter dicken Mutterbodenschicht abgedeckt. Für diese Gärten wurde den Pächter*innen ein Bestandsplan ausgehändigt, dieser beschreibt die Beschaffenheit der jeweiligen Parzelle in Bezug auf die Versiegelung zum Zeitpunkt der Endabnahme. Es dürfen keinerlei Veränderungen vorgenommen werden.
Gemüse darf in der gesamten Anlage nur noch in den Hochbeeten angepflanzt werden.
In kürzester Zeit hatten sich die Pächter*innen an den neuen Acker gewöhnt.
Unser Verein ist mit 87 Parzellen der zweitgrößte Verein im Duisburger-Süden.